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Baum Höhe messen mit Fotoapparat


Mit Fotoapparat, Meterstab und Bildbearbeitung kann man die Höhe von Bäumen relativ genau bestimmen.


So wird's gemacht:

Mammutbaum Höhe messen
Man platziert am Stamm des zu vermessenden Baumes einen Meterstab so, dass er auf dem Foto gut sichtbar sein wird. Man notiert, wie weit die Unterseite des Meterstabs vom Boden entfernt ist. Dann begibt man sich an eine Position, von der man den gesamten Baum einschliesslich des Meterstabs fotografieren kann, und zählt dabei die Schritte. Schliesslich macht man das Foto.

Zuhause ermittelt man mittels elementarer Bildbearbeitung und (nicht ganz so elementarer) Tabellenkalkulation die Höhe des Baumes.

Ein in Wahrheit 30 m hoher Baum kann mit dieser Methode unter ungünstigen Bedingungen mit +/- 3% Genauigkeit vermessen werden [ ~29m .... ~31m]


Hierzu sind gleich mehrere Dinge zu sagen:


1.
Der Meterstab ist entbehrlich. Im Grunde tut es jeder Gegenstand, dessen Masse bekannt sind, beispielsweise eine Person, ein Fahrrad, oder ein rechteckiges Sitzkissen. Der Gegenstand muss sich auch nicht direkt vor oder neben dem Stamm befinden. Er muss nur denselben Abstand zum Fotografen aufweisen.

2.

Warum ergibt das Zählen der Schritte eine relativ genaue Gesamtmessung? Erklärung folgt weiter unten. 

Wer noch genauer sein will, der verwende anstelle der Schrittzählung ein Massband (ggfs. Durchmesser des Stammes berücksichtigen!). Damit erreicht man unter ungünstigen Bedingungen +/- 1% Genauigkeit [ ~29,7m .... ~31,3m]. Mit dem Massband verliert die Methode allerdings ihren Reiz.


3.

Man muss den Baum nicht vollständig auf das Bild bekommen. Es genügt, wenn die Baumspitze und der komplette Meterstab / Vergleichsgegenstand erkennbar sind.

4.
Ungünstige Bedingungen liegen vor, wenn der Abstand des Fotografen zum Baum geringer ist als die mutmassliche Baumhöhe. Bei Erkundungen des Verfassers ist das meistens der Fall, insbesondere auf dem Bild rechts.

5.

Bei dieser Methode hat der Vermesser alle Einflüsse unter Kontrolle, d.h., alle Fehlerbeiträge sind ermittelbar, und man kann den möglichen Gesamtfehler ermitteln.

Für Endverbraucher käufliche Messtechnik, mechanisch oder elektronisch, mag einfacher zu bedienen sein, ist aber weder genauer, noch ist der Messfehler bekannt. Das liegt hauptsächlich an der Natur des zu vermessenden Objektes (Baum).


6.

Die Methode funktioniert auch bei etwas geneigtem Gelände und etwas schief stehendem Baum ohne nennenswerte zusätzliche Ungenauigkeiten.


Details zur Messung:


Einen Meterstab zu verwenden ist deshalb praktisch, weil man ihn leicht an Baumstämmen befestigen kann. Der Klappmechanismus lässt verschiedene Möglichkeiten zu. Der Verfasser verwendt meistens eine "C"-Form, so wie rechts dargestellt, um den Meterstab an einem Ast oder einer Borke aufzuhängen. Dadurch beträgt die Meterstabhöhe noch 1,6 m, und die Ober- und Unterseite des Meterstabs lässt sich dadurch leichter lokalisieren.
Eine Bildgrösse von 2 Megapixel ist für Auswertungszwecke am Bildschirm  ausreichend. Durch elementare Bildbearbeitungseffekte (Gegenlicht, aufhellen) kann man den Meterstab selbst dann sichtbar machen, wenn oben die Sonne hereinknallt und es unten am Boden dunkel ist.


Warum ist das Schrittezählen relativ genau?


Baumhoehe messen mit Fotoapparat

Natürlich muss die eigene Schrittlänge bekannt sein, zumindest ungefähr. Für das folgende Beispiel lassen wir rechnerische Konsistenz ausser Acht, und verwenden stattdessen "einfache" Zahlen.

Nehmen wir an, die wahre Baumhöhe (H) sei 30m, und der Fotograf befinde sich 20 Schritte (L) vom Baum entfernt. Die Schrittlänge betrage ungefähr 1m.

Weiterhin angenommen, der Meterstab sei in seiner vollen Länge, 2m (h), auf dem Foto abgebildet. Den (i.d.R.) kleinen Abstand der Unterseite des Meterstabes vom Boden (d) vernachlässigen wir.

Durch Zählen von Pixeln auf dem Foto stellt man beispielsweise fest, dass der Meterstab genau 10 mal in die dargestellte Baumhöhe hineinpasst. Das bedeutet, die Baumhöhe beträgt mindestens 20 m, denn je weiter man den Baum hinaufgeht, desto 1. weiter weg ist das betreffende Baumelement, und desto 2. mehr ist es vom Fotografen weggeneigt. Das sind also gleich 2 Effekte, die dafür sorgen, dass auf dem Foto die höheren Baumelemente messtechnisch "zu kurz" erscheinen. Der gedanklich in die Höhe verschobene, 2 m lange Meterstab, deckt also in Natura mehr als 2 m ab. Je höher das Baumelement, desto mehr deckt der Meterstab auf dem Foto ab.

Ohne Berücksichtigung dieser perspektivischen Effekte haben wir in dem Beispiel eine Mindesthöhe von 20 m ermittelt.
Das bislang einzige Messmittel, das dafür verwendet wurde, ist der Meterstab, dessen Höhe exakt bekannt ist. Insbesondere ist der in Schritten gemessene Abstand noch nicht ins Spiel gekommen.
Das bedeutet, dass die ersten 20 m von den in Wahrheit 30 m ohne nennenswerten Messfehler ermittelt werden konnten.
Der Messfehlerbeitrag, der durch die nur ungefähr bekannte Schrittlänge entsteht, wirkt sich also nur auf den noch zu ermittelnden Höhenanteil aus, der durch die perspektivische Verzerrung entsteht.
Einfacher formuliert: Die ersten 20m wurden exakt ermittelt, und nur die verbleibenden 10m werden mit einem Messfehler behaftet sein.
Angenommen, die Schrittlänge sei mit 10% Fehler behaftet [0,9m ... 1,1 m]. Dann sind die letzten ca. 10m Höhe mit 10% Messfehler behaftet.
Die genaue Höhenangabe könnte man so darstellen:

H = 20m + (10m +/- 10%)         bzw.         H = 20m + (10m +/- 1m) 
Das ist dasselbe wie
H = 30m +/- 1m          bzw.        H = 30m +/- 3% 


Die 10% Ungenauigkeit in der Schrittlänge schlagen auf das Endergebnis demnach nur mit 3% Ungenauigkeit durch.

Wäre der Fotograf  hinreichend weit entfernt vom Baum, dann träten gar keine perspektivischen Effekte auf, und die Baumhöhe könnte direkt und genau mittels Zählen von Pixeln und Vergleich mit dem Meterstab berechnet werden. 


Für die Berechnung verwendet der Verfasser eine Tabellenkalkulation, die hier heruntergeladen werden kann.


          
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