Grundsätzliche Anmerkungen zu Statistik
Wo
begegnet uns
Statistik überhaupt
Überall, wo Daten
zusammengefasst oder aufgeschlüsselt werden.
Ziel sollte stets sein, die
Daten in übersichtlicher und zusammengefasster Form darzustellen.
Hier spricht man von
beschreibender oder deskriptiver Statistik.
Die deskriptive Statistik macht
Aussagen nur über jene Objekte, die in die Erhebung der entsprechenden
Statistik einbezogen worden sind.
Wesentliche Ursachen dafür, dass
im Zusammenhang mit Statistik oft von Lügen oder Fälschen
gesprochen wird sind:
-
Zusammenfassen von Daten
auf unzulässige Weise (z.B. Simpson's
Paradoxon)
-
Irreführendes Darstellen der
Ergebnisse,
-
([Un-]bewusstes) Unterschlagen
von Information
Bei der schliessenden oder induktiven Statistik
dagegen werden nur
bestimmte, zufällig ausgewählte Objekte untersucht.
Aus den davon gewonnenen
Einsichten werden Schlüsse gezogen, die auf alle (auch nicht
untersuchten) Objekte zutreffen sollen, allerdings mit einer begrenzten
Aussagesicherheit.
Legitimiert
wird das durch
den Bayes'schen
Wahrscheinlichkeitsbegriff, den man als "Grad
des persönlichen
Überzeugtseins" umschreiben kann.
Fehlendes Wissen über
Aussagesicherheiten, die Anwendung ungeeigneter Methoden und nicht
zuletzt das Verwechseln von Korrelation und Kausalität sind
weitere Ursachen dafür, dass im Zusammenhang mit Statistik oft von Lügen oder Fälschen
gesprochen wird.
Nach Auffassung des
Verfassers
durchziehen (nicht nur) die zuvor genannten Ungereimtheiten alle (auch
wissenschaftlichen) Disziplinen in zum Teil erschreckender
Weise.
Statistik
in der Wissenschaft
Der Anfang
dessen, was man heute unter Statistik versteht, geht zurück auf
spieltheoretische Fragestellungen.
Zeitlich kann man dies um 1800 einordnen,
also zu Zeiten von Carl Friedrich Gauss, der die Normalverteilung entdeckte.
Viele heutige Wissenschaften könnten ohne
statistische Methoden praktisch nicht existieren.
Selbst
nahezu alle Geisteswissenschaften, also z.B. Religionswissenschaften,
Archäologie kommen schon lange nicht mehr ohne
statistische Methoden aus (Datierung,...).
Besonders ausgeprägt ist die Anwendung
statistischer Methoden in folgenden Wissenschaftsbereichen:
Naturwissenschaften / technische
Wissenschaften
Fast immer geht es hier um Messreihen.
In der Regel handelt es sich um viele Messwerte und wenige Variablen,
fast immer auf Intervallskala mit Normalverteilung im Hintergrund. Die
hier überwiegend zur Anwendung kommenden Methoden sind in der Regel eng
umrissen und mindestens 100 Jahre alt.
Hauptsächlich
schliessende (induktive)
Statistik.
Sozialwissenschaften
Meistens
handelt es sich um komplexe Fragestellungen mit einem sehr viel
grösseren Methodenspektrum, das teilweise speziell zugeschnitten ist.
Viele Methoden sind deutlich jünger als 100 Jahre.
In
der Regel viele Variablen mit wiederum sehr vielen Messwerten, die auf
allen Skalenarten angesiedelt sind (Nominal-, Ordinal- und
Intervallskala).
Hauptsächlich schliessende Statistik.
Medizin / Psychologie
Hier
lässt sich das selbe wie bei den Sozialwissenschaften sagen, mit dem
Zusatz, dass es hier oft auch um wenige Variablen mit teilweise sehr
wenigen Messwerten handeln kann. Grundproblem ist hier, dass man oft
nur wenige Kranke für ein klinisches Experiment zusammenbekommt. Die
Methoden sind teilweise so spezifisch, dass sie ausserhalb dieser
Disziplinen keine Anwendung finden.
Hauptsächlich schliessende Statistik.
Wirtschaftswissenschaften
Hier
handelt es sich meistens um grosse Datensätze mit wenig bis vielen
Variablen mit in der Regel sehr vielen Messwerten. Meistens wie bei den
Naturwissenschaften Intervallskala, wobei das statistische
Methodenspektrum das der Naturwissenschaften deutlich übersteigt.
Teilweise selbe Methoden wie bei den Sozialwissenschaften, allerdings
weniger vielfältig.
Hier kommen deskriptive und
schliessende Statistik gleichermassen zur Anwendung.
Das
liegt daran, dass hier nicht nur Wirtschaftsdaten zusammengefasst
werden, sondern das Spektrum der Wirtschaftswissenschaften so weit in
die Naturwissenschaftlich-technischen- sowie die
gesellschaftswissenschaftlichen Gebiete hineinragt, dass auch
dementsprechende Methoden Anwendung finden. Beispielhaft mag hier der Studiengang Master Wirtschaftsingenieurwesen dienen:
Sieht man sich dort einmal die
Vorlesungsthemen an, dann wird man oft eher an Technik als an
Wirtschaft erinnert:
Schaltkreisentwurf, Datenbanksysteme,
verteilte Software, Simulation, usw.
In Themen wie Buchführung und
Bilanzierung dominieren dagegen die deskriptiven statistischen
Methoden.
Statistik im täglichen Leben und in der
Industrie
Überwiegend
deskriptive Statistik. Sofern es sich um schliessende Statistik
handelt, ist das Methodenspektrum an das der Naturwissenschaften
angelehnt.
- Industrie
- Minimierung
von Ausschuss, Erhöhung des Durchsatzes
- Prognose
von Gewinn, Marktanteil
- Handel:
- Ermittlung
von Marktpotentialen
- Ermittlung
des Kaufverhaltens von Kunden
- Verkehr:
- ADAC:
Pannenstatistiken,
- jährliche
Unfallstatistiken
- Flottenverbräuche von KFZ Serien
- Schadstoffausstoss
- Verkehrsleitsysteme
- Presse:
- Verlaufskurven
von Beschäftigungszahlen,
- Lohnentwicklungen,
Staatliche Finanzen
- "Die
Wissenschaft hat festgestellt, dass...."
- Versicherungswesen:
- Festlegung
von Versicherungsbeiträgen, Rabatten
- Geschäftswelt:
- Klimatologie
- Vorhersage
der Klimaentwicklung
- Wettervorhersage
- Kraftwerkstechnik:
- Risikoabschätzung
von unerwünschten Ereignissen,
- Nachweis
von geforderten Zuverlässigkeiten.
- Lotto:
Gewinnchancen