Eins vor
Abutilon
Indicum, eine in Mitteleuropa leicht kultivierbare, winterharte
tropische Schönmalve
Im Hochsommer 2007 entdeckte der
Verfasser unterhalb einer
Vogelfutterstelle eine seltsame Pflanze.
Diese Pflanze war auffallend anders als alles andere, was sonst bisher
im Garten beobachtet worden ist.
Weder Pflanzenbestimmungsbücher
noch Internetrecherche konnten Klarheit bringen. Das Problem war, dass
man nicht wusste, wie bzw. nach was man eigentlich suchen sollte.
Deshalb wurden einige Fotos
gemacht, und mit der Bitte um Aufklärung an den Fachbereich Biologie
der Universität Tübingen geschickt. Die Antwort lies etwas auf sich
warten, da diese Nachricht mehrfach weitergeleitet wurde, doch sie ist
klar ausgefallen: Abutilon Indicum.
Die Bilder auf dieser Seite
stammen vom
August 2007. Diese Bilder wurden eigens für die Anfrage an den
Fachbereich Biologie gemacht, daher geben sie weniger die Schönheit
dieser Pflanze, sondern vielmehr ihre Charakteristika wieder. Der
braune Pappkarton und das Millimeterpapier dienen als Hintergrund,
damit nur diese eine Pflanze
ins Bild kommt, und nicht Teile des zu diesem Zeitpunkt üppig
bewachsenen Gartens.
Rückwirkend
ist hervorzuheben, dass das hier dargestellte Exemplar etwas
skelettartig wirkt, was wohl daran liegen dürfte, dass sich diese
Pflanze gegen andere Pflanzen behaupten musste, und daher möglichst
schnell in die Höhe gewachsen ist. Die in den Jahren danach
beobachteten Exemplare waren bzw. sind zumeist üppiger. Auf der
nächsten Seite dazu mehr.
Die Besonderheiten
dieser Pflanze sind:
- Die gesamte Oberfläche
ist samtig, also Blattober- und Unterseite, Stamm, Blattstiele und
Samenkapseln. Es ist angenehm, diese Pflanze zu berühren.
- Nicht die Pflanze
selbst (diese ist nur einjährig), aber ihre Samen sind winterhart. Sie
überstehen ohne weiteres auch strenge mitteleuropäische Winter (z.B.
den Februar 2012). Das ist deshalb aussergewöhnlich, weil diese Pflanze
sonst nur in tropischen Klimaten beheimatet ist.
Diese Pflanze ist äusserst pflegeleicht: Ihre Samen keimen auch nach
mehreren Jahren zuverlässig und schnell. Die Pflanze selbst wird von Schnecken
gemieden, wächst ohne weiteres Zutun an allen (un-)möglichen Stellen im
Garten, einzeln und in Gruppen. Es gibt kaum einen Pflanzkübel, kaum
ein Beet, in dem diese Pflanze nicht als Beiwerk enthalten ist.
Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass in diesem Garten sehr
viel gehäckselt (und
daher verteilt) wird. Vollendet werden die positiven Eigenschaften
dieser schönen, durchsetzungsstarken Pflanze dadurch, dass sich
störende Exemplare sehr leicht entfernen lassen.
- Die Blüten öffnen sich
sichtbar nur ausnahmsweise. Es ist geradezu ein Charakteristikum
dieser Art, dass ihre Blüten die meiste Zeit geschlossen sind. Dieser
Sachverhalt
wurde bereits 2007 vom Fachbereich Biologie für merkwürdig befunden,
hat sich aber die ganzen Jahre hindurch so erhalten. Nur unter
tropischen Bedingungen, also im sommerlichen Gewächshaus, wurden ab und
zu offene Blüten beobachtet.
- Unter sommerlichen Gewächshausbedingungen
wären einzelne Exemplare wahrscheinlich 3 Meter hoch geworden (bei 2,70
Meter sind sie an der Decke des Gewächshauses angestossen). Die Blätter
waren wesentlich grösser als Din A4 Blätter, und die gesamte Pflanze
wirkte wie ein kleiner Baum. Das ist deshalb bemerkenswert, weil
Abutilon Indicum in anderen Quellen eher als kleiner Strauch
beschrieben wird. Möglicherweise war das Exemplar, das 2007 aus dem
Vogelfutter entstanden ist, etwas Besonderes. Die gesamte Population im
Garten des Verfasers stammt jedenfalls von diesem einen Exemplar ab.
Wenn man die
Freilandexemplare (ungedüngt kleiner als 1 Meter, gedüngt bis 1,5
Meter) mit den
Exemplaren aus dem gut gedüngten sommerlichen Gewächshaus vergleicht,
dann hat man den Eindruck, letztere seien eine massstabsgetreue
Vergrösserung der Ersteren (mit Ausnahme der Blüten und Samenkapseln).
Weder wirken die Freilandexemplare mager oder gedrungen, noch wirken
die Gewächshausexemplare mastig oder vergeilt.