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Was ist sicherer, Flugzeug oder Auto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Überlegungen
Daten aus der Luftfahrt
Daten Strassenverkehr
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
 
Grundsätzliche Überlegungen


 

Autofahren

Bei Autofahrten ist es in der Tat so, dass das Risiko zu verunglücken mit der zurückgelegten Strecke korreliert. Wahrscheinlich würden die meisten Menschen genau das intuitiv annehmen.

Zwar sind die Verhältnisse z.B. bei Autobahnfahrten etwas anders als bei Stadtfahrten oder auf Landstrassen; ebenso wird man Vielfahrer nicht direkt mit Gelegenheitsfahrern vergleichen können, aber grundsätzlich gilt: Je mehr Kilometer man fährt, desto höher das Risiko zu verunglücken.

Die Gründe dafür sind naheliegend: Kein Autofahrer kann wesentliche Teile des ihn umgebenden Strassenverkehrs überblicken; man muss immer mit Ungeplantem / Unvorhergesehenem rechnen, und das gilt sowohl für das Erleben von Unvorhergesehenem (verursacht durch Andere), als auch für das Schaffen von Unvorhergesehenem (verursacht durch einen selbst). Es gibt im Strassenverkehr so gut wie keine koordinierende höhere Instanz, die grössere Bereiche des Strassenverkehrs überblickt und auf diese korrigierend einwirken könnte. Hinzu kommt, dass während der ganzen Fahrt kleinste Unachtsamkeiten schnell grosse Auswirkungen haben können. Das Unfallrisiko ist also im Grossen und Ganzen gleichmässig über die Strecke verteilt.
Daher ist es sinnvoll, bei Autofahrten die zurückgelegte Strecke als Bezugsbasis für das Unfallrisiko zu nehmen.


Beim Autofahren verunglückt man fast immer während der Fahrt, und praktisch nie z.B. beim Einparken , Ausparken, oder Stehen auf dem Parkplatz.

Fliegen

Beim Fliegen ist es dagegen genau umgekehrt: Dort sind die Unfälle nicht mehr bezüglich der Strecke gleichverteilt, sondern konzentrieren sich auf Anfang und Ende des Fluges. Die mit Abstand meisten Unfälle passieren nämlich "in der Nähe von Flughäfen", also beim Rollen, Starten, Steigflug, dann Sinkflug, Landung und Rollen. Während des Reisefluges, der streckenmässig den grössten Anteil hat, passieren kaum Unfälle.

Ausnahmen sind -abgesehen von Anschlägen- z.B. Swissair Flug 111 und United Airlines Flug 232. Diese Flüge sind während des Reisefluges verunfallt, doch sogar bei diesen lässt sich das Unfallrisiko rückblickend nicht sinnvoll auf die Flugstrecke umlegen.

Es besteht also sicherheitstechnisch fast kein Unterschied, ob man - bei ein und dem selben Flug- nur 100 km weit, oder 10.000 km weit fliegt. Zwischen der zurückgelegten Flugstrecke und dem Unfallrisiko besteht fast kein Zusammenhang.

Ein grosser Zusammenhang besteht dagegen zwischen dem Flug an sich, also der Anzahl Flüge, und dem Unfallrisiko: Da man ja bei jedem Flug genau einmal startet und landet, und das Unfallrisiko sich hauptsächlich auf Start und Landung konzentriert, ist das Unfallrisiko bei zwei Flügen also doppelt so hoch wie bei nur einem  Flug, unabhängig von der Flugstrecke.
Es ist sogar so, dass eine merkliche Anzahl Unfälle genau dann geschieht, wenn das Flugzeug sich noch am Boden befindet, also noch gar keine Strecke geflogen hat.
Aus den genannten Gründen ist es nicht sinnvoll, bei Flügen die zurückgelegte Strecke als Bezugsbasis für das Unfallrisiko zu nehmen, sondern die Anzahl Flüge.

Der selbe Sachverhalt etwas anders beleuchtet:
Mit dem Auto macht es vom Unfallrisiko her gesehen kaum einen Unterschied, ob man 10.000 km (z.B. zu viert mit wechselnden Fahrern) in einem Rutsch durchfährt, oder diese Strecke auf mehrere einzelne Fahrten aufteilt, denn allein der zurückgelegte Weg ist ausschlaggebend für das Risiko. (Genau genommen dürfte eine Aufteilung in einzelne Fahrten aufgrund der damit verbundenen Pausen sogar einen positiven Effekt haben).
Mit dem Flugzeug dagegen ist es am sichersten, wenn man die 10.000 km in einem einzigen Flug absolviert, denn jeder zusätzliche Start erhöht das Unfallrisiko.

Und nochmal anders beleuchtet:
Die zurückgelegte Strecke als Basis für die Sicherheit hätte zur Folge, dass Flugstrecken mit wachsender Länge immer sicherer würden, bzw. kurze Flüge unsicherer würden. Wer also aufgrund Flugangst nicht von Frankfurt nach München fliegen möchte, der bräuchte nur einen langen Umweg z.B. über San Francisco zu machen, denn dieser Flug wäre ja bezogen auf die Streckenlänge sehr viel "sicherer". In Wahrheit hätte er sein gesamtes Risiko aufgrund der Zwischenlandung jedoch verdoppelt.

Das Schwierige an den bisherigen Ausführungen sind weniger die Zusammenhänge selbst, sondern die Tatsache, dass man eingefahrene Denkschemen verlassen muss. Dass auf langen Strecken mehr passieren kann als auf kurzen Strecken, ist verlockend "logisch", allerdings nimmt man dabei unbewusst eine gleichmässige Verteilung des Risikos an, und genau das ist beim Fliegen vollkommen unzutreffend.

Zur Untermauerung des Gesagten lässt sich fast jede Unfallstatistik aus dem Luftfahrtumfeld (einschliesslich der Versicherer) heranziehen. Man wird immer wieder feststellen, dass nicht die Strecke als Bezugsbasis verwendet wird, sondern entweder die geflogene Zeit, oder die Anzahl Flüge.

        Randnotitz:
        Ähnliches gilt auch für die Quantifizierung der Erfahrung von Besatzungen: Diese wird immer in Flugstunden angegeben, nie in Kilometer.


Die Zeit als Basis hat den Vorteil, dass man unterschiedliche Verkehrsmittel (insbesondere unterschiedliche Flugzeugarten) vergleichbar machen kann; für die Sicherheit wesentlich aussagekräftiger ist aber die Anzahl Flüge.

 

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Erstellt: 2015
Letzte Änderung: April 2020