Quantenmechanik
(oder Quantenphysik, das ist dasselbe), kann verstanden
werden als Abgrenzung zur so genannten klassischen Physik.
Als
klassische Physik bezeichnet man alle physikalischen Teilgebiete,
Theorien und Methoden, die im Einklang sind mit dem, wie wir Menschen
die Welt erfahren und wahrnehmen.
Dies
sagt nichts über den Schwierigkeitsgrad aus: Quantenmechanik
ist weder einfacher noch schwieriger als klassische Physik, sie ist
lediglich andersartig.
Gemeint
ist vielmehr, dass die klassische Physik mit den uns Menschen
angeborenen bzw. im Kindesalter erlernten Begrifflichkeiten und
Vorstellungshilfen vollständig und zutreffend beschrieben werden kann,
ohne jemals absurd zu wirken. Quantenmechanik dagegen entzieht sich
unseren Vorstellungshilfen fast gänzlich.
Bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts war den Menschen lediglich die
klassische Physik bekannt. Quantenmechanik als etabliertes Teilgebiet
gibt es erst seit ~ 1920.
In der klassischen Physik sind (fast) alle Begrifflichkeiten nicht nur Abstrakta, sondern haben eine
reale physikalische Entsprechung, oder zumindest existieren
widerspruchsfreie Vorstellungshilfen davon.
Man
kann die klassische Physik sozusagen mit der natürlichen menschlichen
Begriffswelt erschöpfend beschreiben.
Beispiele:
1.
Das Vorhandensein der Schwerkraft mit all ihren Konsequenzen ist in uns Menschen so tief verankert, dass wir sie als "logisch" empfinden und sie gar nicht mehr hinterfragen. Die Auswirkungen der Schwerkraft scheinen uns angeboren.
Wir
glauben zwar intuitiv, dass z.B. die Fallgeschwindigkeit von der Masse
(~"Gewicht") des fallenden Körpers abhängt, aber selbst wenn wir
herausfinden, dass das gar nicht zutrifft, dann werden wir auch das relativ schnell verstehen.
Dieser
Erkenntnisschritt baut einfach auf der angeborenen Verstehenswelt auf,
er ist schlichtweg eine Erweiterung derselben.
Es
ist so, als ob man in eine unbekannte Gegend reist; alles sieht
irgendwie anders aus, wir lernen dazu, aber es passt zu dem was wir
schon kennen.
2.
Uns
Menschen ist dies von Geburt an fremd. Elektrizität, bzw. ihre
Phänomene, wird in modernen Gesellschaften ab dem Kindesalter
dazugelernt.
Die
Vorstellung von kleinen Teilchen (Elektronen), die durch ein
Metallgitter wandern und dadurch Ladung transportieren, setzt zwar
einen längeren Lernprozess voraus, fügt sich aber ohne weiteres in
unsere Vorstellungswelt ein. Da gibt es nichts, was nicht erklärbar
oder gar absurd wäre.
Gegenbeispiele:
3.
Lokalität.
Wenn
an einem Ort A eine Ursache geschieht, und als
Folge davon am Ort B eine Wirkung, dann muss es zwischen
A und B irgend eine Art der Übertragung geben. Insbesondere muss es
einen Zeitverzug geben, da die Wirkung nicht gleichzeitig mit der
Ursache eintreten kann.
Mit
Kenntnis der Lichtgeschwindigkeit als schnellste theoretisch mögliche
Ausbreitungsgeschwindigkeit wird dies zwar im wahrsten Sinne des Wortes
"relativiert" und unsere Vorstellungskraft schon ziemlich strapaziert,
aber "absurd" erscheint es uns deswegen noch nicht.
Und
damit ist bereits eine Brücke zur Quantenmechanik gebaut:
Quantenmechanik
ist nämlich Nicht-Lokal:
Man
kann nicht eine Metallkugel von einem Raum gleichzeitig durch zwei
Türen in einen anderen Raum tragen.
Hinreichend
kleine Teilchen dagegen können durchaus gleichzeitig an zwei
verschiedenen Orten sein.
Man
kann nicht von einem Raum in den nächsten gehen, ohne durch eine
Verbindungstür o.Ä. gegangen zu sein.
Hinreichend kleine Teilchen dagegen brauchen keinen Weg zu überwinden, um von A nach B zu gelangen.
Quantenmechanik
ist ein eigenständiges Teilgebiet der Physik, spielt aber auch in
mehreren Teilgebieten der klassischen Physik eine wesentliche Rolle,
und zwar umso mehr, je kleiner die physikalisch betrachteten
Dimensionen sind.
Die
grössten Dimensionen, in denen quantenmechanische Effekte "merklich" in
Erscheinung treten, sind sehr grosse Moleküle.
Die
folgenden Beispiele sind der Grösse ihrer Dimensionen nach geordnet;
grösste zuerst. Die "Stärke" der quantenmechanischen Effekte nimmt mit
kleiner werdenden Dimensionen zu:
1.
Chemische Bindungen bei grossen Molekülen, z.B. Chlorophyll, Hämoglobin
2.
Chemische Bindungen bei kleinen Molekülen, z.B. Wasser, Alkohol
3.
Bindungskräfte innerhalb einzelner Atome: Bindung der Elektronen an die
Atomkerne
4.
Bindungskräfte innerhalb von Atomkernen:
Bindung der Protonen und Neutronen
5.
Bindungskräfte innerhalb der Kernbausteine, also Protonen und
Neutronen, demnach Bindungen zwischen so genannter Quarks.
In
die letzte Grössenordnung fällt auch das so genannte Higgs Teilchen.