Fahrradkoffer selber
bauen
Hier
wird ein stabiler und besonders praktischer Fahrradkoffer vorgestellt.
Das letzte Bild zeigt einen Vergleich mit einer käuflichen Tasche in
ähnlicher Grösse.
Die Hürde, so etwas selbst zu bauen, war in diesem Fall besonders hoch.
Zwei Punkte haben die Umsetzung jahrelang behindert:
- Geländetauglichkeit,
also hohe Stabilität bei
akzeptablem Gewicht
- Allwettertauglichkeit,
insbesondere Staub- und Spritzwasserdichtheit
Käufliche
Fahrradkoffer gibt es ausgerechnet dafür nicht, wo sie am Fahrrad
besonders praktisch wären, nämlich seitlich am Gepäckträger
herunterhängend. Ein ähnliches Problem besteht für seitlich am
Gepäckträger einhängbare Fahrradkörbe:
Solche sind zwar käuflich erhältlich, doch die Auswahl ist sehr gering,
und man muss sie nachbessern, ansonsten halten sie nicht lange.
Entsprechend verstärkt halten sie dagegen fast ewig.
Wer
die anderen Projekte des Verfassers
kennt, insbesondere:
der
wird sich über diesen Fahrradkoffer wahrscheinlich nicht weiter
wundern.
Rückblickend
muss man allerdings sagen, dass dieses Projekt eine echte
Herausforderung war. Im Gegensatz zu fast allen anderen Projekten hat
der Verfasser für diesen Fahrradkoffer mehrere Anläufe gebraucht. Die
Idee, einen Kanister zu verwenden, kam relativ schnell. Doch ein
geeigneter Deckel erschien sehr lange als nicht realisierbar. Der auf
den Bildern dargestellte Deckel ist ein Versuchsobjekt, das durch
mehrere Fehlversuche und Umbauten letztlich zum fertigen Produkt
geworden ist. Die Herstellung dieses Deckels dauerte etwa 15 Stunden,
die sich allerdings über 4 Wochen verteilen.
Dieser
Fahrradkoffer hat folgende Eigenschaften:
- Er wiegt etwas schwerer
als eine allwettertaugliche, seitlich am Gepäckträger einhängbare
Tasche ähnlicher Grösse (siehe das letzte Bild).
- Das Volumen beträgt 18 Liter (ursprünglich war es ein 20 Liter Kanister).
- Der Fahrradkoffer ist
so stabil, dass die maximale Zuladung nicht durch ihn selbst, sondern
durch die Stabilität des Gepäckträgers bestimmt wird.
- Er lässt
sich mit einer Hand am Gepäckträger ein- und aushängen, und kann
zum Einkaufen verwendet werden, indem man ihn mit sich trägt, oder am
Einkaufswagen einhängt. Am Fahrrad ist er so befestigt, dass die Oberseite des Gepäckträgers benutzbar bleibt, z.B. für die Kühlbox.
- Der Deckel
lässt sich mit einem einzigen Handgriff
- öffnen
und offenstehend verriegeln
- entriegeln
und schliessen
- dadurch
hat man mitgeführte Ausrüstung in Sekundenschnelle zur Hand, ohne
lästiges Aus- und Einpacken.
- Der Deckel
schliesst fest ohne zusätzliche Verriegelung
- Der
Fahrradkoffer kann im Gelände als Hocker, Ablage und Schreibunterlage verwendet
werden.
Die meisten verwendeten
Materialien bestehen aus Reststücken und wiederverwendeten Teilen aus
dem Fundus des Verfassers. Lediglich das weisse Aluminium Winkelblech
wurde speziell für diesen Fahrradkorb gekauft. Im Folgenden werden nur
diejenigen Aspekte beschrieben, die sich nicht unmittelbar aus den
Bildern ergeben.
- Kanister soweit oben absägen, sodass ein praktisches Gefäss
entsteht. Unbedingt einen stabilen, professionellen Kanister aus dem
Fachhandel verwenden.
- Einen U-förmigen Rahmen aus Stahl (nicht Aluminium) herstellen.
In diesen wird der Kanister in gewisser Weise hineingezwängt. Dieser Rahmen dient zwei Zwecken:
- Er ist die Grundlage für die (in Zukunft evtl. abzuändernde)
Befestigung am Fahrrad
- Er
ermöglicht eine stabile Rechteckform, die
wiederum einen passenden Deckel ermöglicht. Weiterhin wird dadurch der
Kanister an der vom Fahrrad abstehenden Seite etwas bauchig, was
wiederum aus 2 Gründen
vorteilhaft ist:
- Beim
Umgang mit dem geöffneten Fahrradkoffer ist diese Öffnungsform praktisch
- Beim Deckel schliessen wirkt diese Form als "kraftschlüssige"
Verriegelung: Vor dem Schliessen drückt man den Bauch mit
dem Daumen nach innen, und lässt ihn dann los.
- Deckel aus Pappelsperrholz herstellen. Man stellt den Kanister
mit der Öffnung auf das Pappelsperrholzbrett, und zeichnet die Form
nach, die der Rand des Kanisters durch den Einbau in den U-Rahmen
eingenommen hat. Die Form wird wahrscheinlich etwas unsymmetrisch sein,
doch das macht nichts.
- Ein
dünnes Aluminium Winkelblech, das man leicht mit einer
Blechschere schneiden kann, an den Deckel montieren. Dies macht man am
Besten, wenn der Deckel eingebaut ist, sodass man während der Arbeit
gleich sieht, wie gut das Blech passt. Die Kurven lassen sich relativ
leicht realisieren, indem man das Blech wie abgebildet schneidet, und
von Hand an der Deckelkontur entlang biegt. Zum Biegen und Schneiden
muss man das Blech wahrscheinlich mehrmals aus- und einbauen. Das dauert zwar etwas,
dennoch es ist relativ leicht, ein gutes Ergebnis zu erzielen (damit
hat der Verfasser nicht gerechnet)
- Auf der Seite, wo sich die Scharniere befinden, Teichfolie, oder
noch besser: EPDM Folie so einbauen, dass die Scharnierseite (nahezu) spritzwasserdicht wird. Auch das geht
einfacher, als man zunächst glauben mag.
- Entsprechend den Gegebenheiten des Fahrrades geeignete
Befestigungen anbringen.
- Den Holzdeckel lackieren. Auf einem Bild ist zu erkennen,
wie der Lack zwischen Holzplatte und Winkelblech gelaufen ist, und den
Deckel
somit abdichtet.
April 2022