Die ISO 9001 nähert sich immer mehr dem
TQM an. Die Gesamtheit der Forderungen der ISO
9001:2015 hätte man im Jahr
2000, also bei Einführung der ISO
9001:2000, ohne Weiteres als TQM bezeichnen können.
Die folgenden Ausführungen sind in
diesem historischen Kontext zu sehen.
Für Total Quality Management existiert keine einheitliche Definition, allerdings geht TQM über ISO 9001 eindeutig hinaus.
Phänomenologisch
betrachtet erfordert TQM zwingend den konsequenten
und vor allem fortdauernden
Beweis des
stetigen Willens der
Geschäftsführung.
Bei der ISO 9001:2015
ist das auch so. Davor genügte es vereinfacht gesagt, wenn die
Geschäftsführung den Rahmen
schafft und ab und zu mal verifiziert, dass alles funktioniert.
In der althergebrachten Sichtweise kommt Qualitätsdenken dann ins Spiel, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Unter Qualität wird nur Produktqualität verstanden, und qualitätsrelevante Tätigkeiten beschränken sich auf Kontrollen. Der Lieferant legt die Qualität fest.
Die modernere Sichtweise im Sinne von ISO 9001 erfordert bereits planerisches Qualitätsdenken. Unter Qualität wird auch insbesondere Prozessqualität verstanden. Jeder ist zumindest theoretisch Kunde und Lieferant zugleich. Die Kunden legen die Qualität fest. Die Qualitätsabteilungen verfügen über fortgeschrittene Kompetenzen, die sonst nirgends im Unternehmen zu finden sind. Die Qualitätsabteilungen sind in den Unternehmen einigermassen allgegenwärtig, allein schon aufgrund der Audits. Qualität als Hilfsmittel für bessere Geschäftsergebnisse.
Lediglich Budget, Kosten, und Geschäftsergebnisse sind höher angesiedelt.
Phänomenologisch gesehen ist in den meisten ISO 9001 zertifizierten Unternehmen -entgegen dem Geist der ISO 9001-die Geschäftsführung einigermassen losgelöst.
Klassenbester- und ähnliches Gerede in den Qualitätspolitiken sind fast immer ohne Substanz.
Mit der Ausgabe 2015 hat sich die ISO 9001 dem angenähert, was bisher unter TQM verstanden wurde, und die ISO 9004:2009 hat hierfür Pate gestanden.
Bei TQM handelt sich um eine nicht einheitlich definierte "Liste" von Eigenschaften und Voraussetzungen, die ein Unternehmen dazu befähigen, Klassenbester zu werden.
Wesentliche Bedingung ist eine Unternehmenskultur, bei der die Prozess- und Produktqualität in allen Überlegungen im Vordergrund steht, die Geschäftsergebnisse - überspitzt formuliert- als "mittelbares Ziel" betrachtet werden, da sie durch den konsequenten Fokus auf "Qualität im Allgemeinen" ohnehin erreicht werden.
Typisch für TQM Unternehmen ist der besonders starke Einsatz "weicher" QM-Methoden wie z.B. FMEA, QFD und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung, um nur drei der aufwendigsten Methoden zu nennen.
Oft wird TQM unter Zuhilfenahme der Kriterien des Malcolm Baldrige Awards oder des EFQM erklärt.
Daraus ist unter anderem ersichtlich, dass die Geschäftsergebnisse wohl das grösste Einzelgewicht bei der Bewertung ausmachen (45%), die anderen Ergebnisse zusammengenommen insgesamt aber etwas höher gewichtet werden (55%).