Werkstatt
Schubladenschrank selbst bauen ohne spezielles Werkzeug
Hier
wird der Bau eines Untertisch Schubladenschrankes vorgestellt, der ohne
spezielles Tischlerwerkzeug auskommt. An elektrischem Werkzeug wird
hier lediglich eine Stichsäge und ein Akkuschrauber
benötigt (natürlich mit
unterschiedlichen Bits und Holz- bzw.
Metallbohrern).
Insbesondere braucht man keine Fräse (obwohl der Verfasser durchaus eine hätte).
Mehrere Akkuschrauber sind
zwar immer praktisch, jedoch grundsätzlich entbehrlich.
Der Rest des benötigten Werkzeuges ist ganz elementarer Natur, also
Meterstab, Stift, mehrere Schraubzwingen, Handsäge mit Schneidlade
und Wasserwaage.
Die hier vorgestellte Bauweise hat noch einen weiteren Vorzug: Sie
gestattet -gemessen am sichtbaren Ergebnis- eine relativ unpräzise
Arbeitsweise.
Der Werkstatt-Tisch selbst ist ein zum Zeitpunkt des
Schubladenbaus 10 Jahre alter Eigenbau des Verfassers.
Damals wurde Wert gelegt auf grösstmögliche Stabilität bei minimalem
Material- und Zeiteinsatz. Insbesondere konnten hier mehrere grössere
Stahlteile als Tischgestell zum Einsatz kommen, die
zuvor jahrelang nutzlos herumgelegen sind.
Die Folge dieser einfachen Konstruktion ist eine
ausserordentliche Stabilität, die man nicht ohne Weiteres käuflich
erwerben kann. Nachteilig ist, dass man unter dem Tisch nicht mehr ohne
weiteres etwas anbringen kann. Deshalb war hier zuerst einmal
Schweissen / Flexen /
Bohren usw. notwendig, um eine Aufnahme für
die Schubladenschränke zu schaffen.
Dieser Umstand ändert aber nichts am grundsätzlich einfachen Prinzip
dieses Schubladenbaus: Bei einem gewöhnlichen Werkstatttisch würde man
die Schubladenkästen einfach direkt unter die Tischplatte schrauben.
Dieser Bau basiert auf drei grundsätzlichen Tricks:
1. Die Masse der Schubladen sind nicht
beliebig festlegbar, sondern orientieren sich an dem, was in Baumärkten
verfügbar fertig ist.
2. Diejenigen Enden, die man dennoch zurechtschneiden muss, sind
entweder unauffällig platziert (Schubladenwände), oder in
einer Weise eingebaut (vordere Sperrholzblenden), sodass unsauber
geschnittene Kanten dennoch einen passgenauen Abschluss bzw. Übergang
ergeben. (Mit Stichsägen sind gerade Schnitte nahezu unmöglich).
3. Durch eine etwas ungewohnte Reihenfolge der Arbeitsschritte spart
man sich viel Feinarbeit: Erst werden die Schubladen ohne ihre vorderen
Sperrholzblenden hergestellt, dann werden sie in die Schubladenkästen
eingebaut, womit auch gleichzeitig die nutzbaren Höhen vorgegeben
werden, und erst am Schluss stellt man die vorderen Blenden her.
Durch
diese Arbeitsweise wird auch Nacharbeit vermieden, denn sie verursacht
keine versteckten Fehler, die sich erst später offenbaren.
Die Schubladen sind 80 cm breit und 60 cm tief. Die inneren Nutzhöhen
betragen bei jeweils 2 Schubladen 6cm, 11cm und 16 cm.
Hierzu sei gesagt, dass 6 cm für Werkstattbelange keinesfalls niedrig
ist, ganz im Gegenteil: Sogar mit 4 cm lässt sich noch sehr viel
anfangen.
Die beiden Bilder zeigen das fertige Produkt. Man erkennt gut
die Stahlkonstruktion der Werkbank (diese ist hinten in der Wand
mehrfach verankert). Es sind insgesamt 2 voneinander unabhängige
Schubladenschränke, ein grosser hinten mit 4 mittleren und hohen
Schubladen und ein
kleiner vorne mit 2 niedrigen Schubladen. Mit ein Grund für diese
Asymmetrie ist, dass das blaue Schutzgas-Schweissgerät
noch Platz darunter findet.
Am hinteren Schrank ist eine
senkrechte gelochte Stahlschiene zu erkennen, die nicht auf Mass
gekürzt wurde und daher unten etwas zu lang ist. Diese Schiene hat
zusammen mit den anderen 3 Schienen pro Schrank 4 Aufgaben:
1. Die Seitenwände zusammenzuhalten; diese bestehen nämlich aus
mehreren Teilstücken.
2. Den Schrank an der Unterkonstruktion des Tisches zu befestigen, und
damit...
3. ... das Gewicht der (gefüllten) Schubladen direkt auf die
Stahlkonstruktion des Tisches zu übertragen (und nicht über das Holz
der Seitenwände; das Holz würde quer zur Faserrichtung gestreckt werden
und auf Dauer evtl. reissen).
4. Massliche Ungenauigkeiten kompensieren.
Die Teilstücke der Seitenwände sind an die Metallschienen mal fest und
mal weniger fest angeschraubt; teilweise wurden z.B. Unterlegscheiben
mit 1-2mm Dicke dazwischen geklemmt und so die Seitenwand an bestimmten
Stellen bewusst "krumm" gehalten. Der Grund ist, dass aufgrund der
einfachen Herstellungsweise die Schubladen masslich um ein paar
Millimeter abweichen, sodass sie z.B. unterschiedlich breit oder gar
etwas rautenförmig sein können. Diese Abweichungen wirken sich
unterschiedlich aus, je nachdem, wie weit welche Schublade
herausgezogen ist.
Durch die beschriebene Massnahme ist es möglich, die Abweichungen
weitgehend zu kompensieren, sodass alle Schubladen in allen Positionen
hinreichend leichtgängig sind.
Ein Teil der Abweichungen wird auch
durch die Schubladenauszüge (kugelgelagerte Gleitarme) selbst
kompensiert.
Weitere Kompensation der Ungenauigkeiten ergibt sich dadurch, dass der
Schubladenkasten über keine Rückwand verfügt, die Seitenwände also auch
als Ganzes beweglich sind. Theoretisch könnte der Kasten mitsamt den
Schubladen also seitwärts schaukeln; damit er das aber trotzdem nicht
kann, ist der
Kasten unten an (nur) einem Eck am Tischfuss fixiert. Die restlichen 3
unteren Ecken hängen frei.
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