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 Heuristik und Hermeneutik

Heuristik und Hermeneutig sind -je nach Betrachtungsweise- gegensätzliche oder sich ergänzende Auffassungen bei der Erkenntnisgewinnung.

Heuristiker tendieren dazu, Theorien zu verwerfen, wenn die Messwerte es nahe legen, während Hermeneutiker manchmal eher die Messwerte in Frage stellen würden.

Zu Konflikten kommt es schon deshalb kaum, da sich aus der Natur des Forschungsgegenstandes die passende Methodik immer von selbst ergibt.

 

Keine Wissenschaft kommt ohne Heuristik aus.

In den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Ingenieurswissenschaften, Naturwissenschaften, Technik), und natürlich auch in der Statistik, spielt ausschliesslich Heuristik eine Rolle.

In fast allen nicht-MINT Fächern dominiert dagegen die Hermeneutik.

In den sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, und auch in der Kriminalistik sind beide Ansätze teilweise gleichbedeutend.

 

Hermeneutik ist Interpretatives Verstehen oder Deuten, Auslegen, die Frage nach dem Warum.

In Texten oder Äußerungen zeigen sich immer mehr Sinn-Schichten als auf den ersten Blick erkennbar. 

 

Heuristik ist methodische Gewinnung neuer Erkenntnisse mit Hilfe der Erfahrung. 

Eine Strategie, die systematisch zu Erkenntnis führt.


Im Bereich der technischen Wissenschaften hat der Begriff Heuristik noch eine zweite, ganz entscheidende Bedeutung:

Man versteht darunter etwas modellhaftes ohne theoretische Grundlage. Dies kann beispielsweise eine Formel sein, die man -ohne Kenntnis des naturwissenschaftlichen Hintergrundes- entsprechend experimenteller Messergebnisse zurechtgeschustert hat. Zur Vorhersage taugt dies zwar, wenngleich es auch keine wissenschaftlichen Einsichten vermittelt.

Im Bereich der Statistik fallen darunter z.B. die Betaverteilung und das Duane Modell.

Weitere Beispiele:

 

Beispiel 1

Physik: Bereits vor der Entwicklung der allgemeinen Relativitätstheorie durch Einstein war den damaligen Physikern die scheinbare Zunahme von Massen bei sehr hohen Geschwindigkeiten bekannt.

Sogar die hierzu passende Formel, welche wir aus der allgemeinen Relativitätstheorie kennen, gab es schon.

Die damaligen Physiker hatten die Formel entwickelt, weil sie die Realität sehr gut wiedergab.

Bis hierher ist dies als rein heuristisches Vorgehen zu bezeichnen: Das "Warum" war nicht bekannt.

Als Einstein die Formel dann aus theoretischen Überlegungen hergeleitet hat, stand das Ganze auf mathematischen Beinen; der heuristische Charakter ging verloren.

 

Beispiel 2: 

Die Weibullverteilung wurde eingeführt, weil sie sich zur Ermittlung von alterungsbedingten Lebensdauern hervorragend eignet. 

Mathematisch gesehen musste man dies jahrzehntelang als reine Willkür ansehen, bis schliesslich in der Extremwertstatistik die Weibullverteilung auch eine streng mathematische Berechtigung bekam, wenngleich die mit Zuverlässigkeitstechnik nichts zu tun hat. 

 

Beispiel 3: 

Die Betaverteilung dient zur Modellierung zweiseitig begrenzter Verteilungsfunktionen, weil sie sich dafür besonders gut eignet. 

"Man kann die Betaverteilung durch geschickte Wahl der beiden Parameterwerte so hinbiegen, dass sie das vorliegende Problem gut beschreibt".

Ein mathematische Begründung gibt es freilich nicht.

Entscheidend ist, "dass es funktioniert", und nicht "dass es mathematisch begründet ist".

 

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